Betrachtungen zu den Hausauftragsnummern der Germaniamarken des Deutschen Reiches
In dieser Abhandlung soll der Versuch unternommen werden, den aktuellen Stand der Erforschung und Erfassung der Hausauftragsnummern (HAN) der Germaniamarken der Reichspost zu dokumentieren. Dabei muss vorweg geschickt werden, dass eine Auswertung der bekannten HAN-Listen in Katalogen und einschlägiger Literatur auch heute noch unvollständige und teilweise falsche Ergebnisse liefert. Von Zahlendrehern, Übertragungsfehlern bis zu mehrere Jahrzehnte immer wieder falsch abgeschriebene HAN können auftreten. Die Problematik besteht ja darin, eine falsche HAN aus so einer Liste wieder zu eliminieren wie will man die Nichtexistenz nachweisen? Andererseits werden immer wieder „unbekannte“ HAN gefunden. Aus diesem Grund habe ich schon vor mehreren Jahren angefangen, alle nur erdenklichen Informationen zu den HAN, ihrer Lage und Position, Farbe, Besonderheiten, wenn möglich die zugehörige Formnummer (FN) usw. zu erfassen. Wenn man das für die Inflaausgaben noch recht gut machen kann (obwohl auch hier noch eine Hand voll HAN nicht nachgewiesen werden können), ist es besonders für die ersten Ausgaben und speziell für die hohen Wertstufen sehr schwierig. An dieser Stelle möchte ich Sie dann auch gleich bitten, sich mit den bei Ihnen vorliegenden Informationen zu HAN an der Vervollständigung der Aufstellung zu beteiligen danke!
Mit dem Beginn des Rechnungsjahres 1902 (bekanntlich lief ein Rechnungsjahr vom 01. April bis zum 31. März des Folgejahres) wurden die ersten HAN auf deutschen Marken gedruckt. Dieses Verfahren wurde bis Mitte der 50er Jahre auf Marken der Deutschen Bundespost beibehalten.
Die HAN sind eine interne Kennzeichnung der Reichsdruckerei. Durch das Reichspostministerium wurde über die innere Struktur von den einzelnen Postämtern der Bedarf an Postwertzeichen erfasst. Dieser Bedarf wurde dann an die Reichsdruckerei als Auftrag zum Druck der entsprechenden Marken weitergeleitet. Da die Reichsdruckerei ja nicht nur Postwertzeichen, sondern verschiedene andere geldwerte Druckerzeugnisse herstellte (Ganzsachen, Versicherungspolicen, Aktien, Geld usw.), erfasste man alle eingehenden Druckaufträge numerisch. Einige statistische Daten und überlegung lassen den Schluss zu, dass in den ersten beiden Jahren die Aufträge für Postwertzeichen separat nummeriert wurden. Erst danach sind alle eingehenden Druckaufträge chronologisch innerhalb des Rechnungsjahres mit einer Nummer versehen worden. Um die ausgeführten Druckaufträge auch dem entsprechenden Auftrag zuordnen zu können, begann man, die Nummer des Auftrages auf dem Rand mitzudrucken. Dies geschah im Normalfall auf jedem Schalterbogen, da dieser das fertige und damit abzurechnende Produkt war.
Doch bevor die erste HAN erschien, gab es schon auf dem Bogenrand Nummern, wie nebenstehende Abb. 1 zeigt. In der Literatur wird diese „10“ als eine „VersuchsHAN“ bezeichnet. Ich habe daran aber Zweifel. Wofür mussten denn Versuche durchgeführt werden um eine zusätzliche Nummer mitzudrucken? Seit dem Druck der Krone/Adler Marken hatte man Erfahrung mit einer zusätzlichen Randbedruckung (Reihenwertzähler, Strichelleisten, Druckerzeichen, Gesamtbogenwert). Warum wurden Versuche mit zweistelligen Nummern gemacht, wenn dann die ersten HAN dreistellig ausgeführt werden? Eine denkbare Erklärung wäre, dass es sich hierbei um eine FN der Rahmendruckform handelt. Für die zweifarbigen Werte der Reichspostausgabe sind 4 Druckformen der Schwarzdruckplatten entsprechend jeder Wertstufe bekannt. Die Rahmenformen waren aber für alle Wertstufen gleich und konnten universell verwendet werden, so dass eine höhere Anzahl (mind. 10) durchaus nachvollziehbar wäre. Dass diese Formen bei verschiedenen Wertstufen eingesetzt wurden, ist durch das Auftreten der gleichen Plattenfehler auf verschiedenen Werten nachgewiesen. Für mich wäre es interessant, ob mir diese oder weitere Nummern auf der Reichspostausgabe gemeldet werden können (dies gilt auch für senkrecht stehende „10“ auf zweifarbigen Marken der Ausgabe ohne Wasserzeichen).
Die erste „echte“ HAN wurde mit dem 01.04.1902 auf den Bogenrand gedruckt (Abb. 2). Man begann die Zählung mit dreistelligen Zahlen (vielleicht ja auch, um sich eindeutig von den zweistelligen FN zu unterscheiden?) und brachte diese in verschiedenen Stellungen an unterschiedlichen Plätzen am Rand an. Die HAN 101 ist die kleinste HAN dieser Zeit und hat eine weitere Besonderheit. Sie kommt bei allen Wertstufen der Ausgabe ohne Wz. vor und stellt damit in der Geschichte der HAN eine Einmaligkeit dar. Auch später gibt es einige gleiche HAN, die für verschiedene Wertstufen verwendet wurden. Aber es gibt keine weitere HAN, die bei allen Wertstufen einer Ausgabe vorkommt. Man kann wohl davon ausgehen, dass das Reichspostministerium zu Beginn des Rechnungsjahres einen Auftrag an die Reichsdruckerei zum Druck von Marken jeder Wertstufe gab. Dieser Auftrag wurde dann in der Druckerei unter einer Nummer, nämlich der 101, erfasst. Später hat man im Normalfall dann dem Druck einer jeden Wertstufe eine eigene Auftragsnummer zugewiesen. So etwas lässt sich sehr gut in einer Verteilungsaufstellung veranschaulichen (Tab. 1). Solche „HAN-Serien“ gibt es nicht häufig (man kann nur noch drei weitere feststellen), da sie einen „Großauftrag“ an die Druckerei über alle Werte voraussetzt. Später gibt es immer mal eine HAN für zwei (selten drei) Wertstufen und auch aufeinander folgende HAN (selten mehr als drei) kommen vor.
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Die in Abb. 2 zu erkennende „1“ unter der HAN ist die Nummer der Druckform zu dieser Zeit wohl eher noch die der Doppeldruckform. Diese steht nicht immer direkt an der HAN leider. Ansonsten wäre es wohl einfacher zu erkennen, welche Formen in welchem Druckauftrag verwendet wurden.
An Abb. 3 sind mehrere Dinge erkennbar. Die Lage der HAN war augenscheinlich nicht vorgeschrieben. Im Vergleich mit Abb. 2 steht die HAN jetzt waagerecht und unter der FN (Doppelform-). Diese unterschiedliche Anordnung kann man selbstverständlich auch bei einer Wertstufe und gleicher HAN feststellen, die dann unterschiedlichen Bögen zuzuordnen sind. Dank des überbreiten Randes und der deutlich sichtbaren Zähnung kann man diese HAN einem rechten Schalterbogen im Druckbogen zuordnen. Wer mehr zu der Thematik Zähnung der Germaniamarken wissen möchte, kann dies in einem früheren Mitgliedsheft (92) oder auf der Homepage der ArGe nachlesen. Aus den HAN dieser Ausgabe, die man eindeutig einem rechten oder linken Schalterbogen zuordnen kann, ergibt sich, dass die HAN immer auf den Außenrändern eines Druckbogens und nie zwischen den beiden Bögen angebracht wurde. Bei allen mir bekannten Werten ist die Farbe der HAN gleich der Markenfarbe.
Im Jahr 1904 sehr wahrscheinlich mit Beginn des Geschäftsjahres am 01.04. wurde eine weitere Neuerung eingeführt. Vor die Auftragsnummer wurde ein großes „H“ gesetzt (Abb. 4). Die genaue Bedeutung des Buchstabens konnte nie eindeutig geklärt werden, wurde aber schon sehr schnell als „Hausnummer“ bzw. „Hausauftragsnummer“ gedeutet. Das ist insoweit auch plausibel, als diese Nummer nicht für Aussenstehende, sondern nur für den internen Ablauf von Bedeutung war. Für die Herstellung der Wertzeichen waren viele verschiedene Dinge zu beachten, die in den unterschiedlichsten Abteilungen abliefen: Beschaffung von Materialien wie Papier und Druckfarbe, Herstellung von Druckformen, Vorbereitung der Farben und Druckplatten zum Druck, Durchführung des eigentlichen Druckes, Reinigen der Maschinen und Druckformen usw. Das war auch eine logistisch/planerische Aufgabe, da alle notwendigen Dinge (auch Personal und Maschinenbelegung) zum richtigen Zeitpunkt verfügbar sein mussten. Da in der Reichsdruckerei verschiedene Druckaufträge ja auch parallel liefen, musste man eine eindeutige Zuordnung aller Arbeiten im Hause zu dem entsprechenden Auftrag gewährleisten. Und das geschah über die „H-Nummer“.
Wer nun aber glaubt, dass sich wenigstens beim
„H“ die preußische Gründlichkeit zeigt, wird enttäuscht. Die als „H“ verwendeten Typen sind in
den unterschiedlichsten Ausführungen, wie Abb. 5 zeigt. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass willkürlich in den
Setzkasten gegriffen wurde, Hauptsache es ist ein „H“. Auch die Lage des „H“ in Bezug auf die HAN ist mitunter
sehr unkonventionell. In Abb. 6 ist eine recht ungewöhnliche Art der Anbringung zu sehen, die aus meiner Sicht aber eine
große Ausnahme darstellt.
Wenn man die Verwendung des „H“ mit 01.04.1904 festsetzt, heißt das, dass alle HAN ohne „H“ (mal von fehlerhaften HAN abgesehen) in den 2 Jahren zuvor erschienen sind. Die Liste dieser HAN ist dann wiederum sehr interessant, da sich die insgesamt 83 HAN zu 77 Stück im Bereich zwischen HAN „101“ und „300“ sowie 6 Stück zwischen HAN „8406“ und „8431“ aufteilen. Aus späteren Jahren ist die Anzahl der durch die Druckerei erbrachten unterschiedlichen, nummerierten Aufträge mit durchschnittlich 6-8000 bekannt. Das zugrundegelegt kann man eigentlich nur annehmen, dass zwischen 1902 und 1904 die Aufträge für Postwertzeichen (wobei dies mit Sicherheit auf alle Druckerzeugnisse für das Postministerium anzuwenden ist) separat erfasst und mit einer HAN versehen wurde. Wenn man, wie o.g., davon ausgeht, dass die Zählung der Aufträge mit dreistelligen Zahlen begann, um sich von den zweistelligen FN zu unterscheiden, bestand diese Notwendigkeit nun nicht mehr. Durch das vorgestellt „H“ war immer eine eindeutige Abgrenzung gegeben und man konnte die Zählung bei 1 beginnen (Abb. 7). Die Farbe der HAN ist auch jetzt mit „H“ bei den einfarbigen Werten in Markenfarbe. Von den zweifarbigen Wertstufen ist mir bisher keine HAN in Rahmenfarbe bekannt alle waren bisher mit schwarz gedruckt worden.
Bis 1908 war es nicht möglich, allein aus der HAN eine chronologische Reihenfolge aufzustellen. Da es keine Auftragsbücher mehr gibt, kann man heute nicht sagen, ob die HAN H1025 der Mi-Nr. 70 nicht aus dem Jahr 1904 und die HAN H308 der gleichen Marke aus 1905, also später ist. Eine numerische Liste ist mit Sicherheit nicht gleich einer Liste der zeitlichen Verausgabung. Man kann nur bestimmte pauschale Aussagen über einige HAN machen. Wie oben schon gesagt, muss eine HAN ohne vorangestelltes „H“ vor 1904 und damit auch vor einer HAN mit „H“ verausgabt worden sein. Im Normalfall Ausnahmen werden etwas tiefer erläutert kann man auch davon ausgehen, dass eine HAN auf der Ausgabe ohne Wz. älter ist, als eine HAN auf der Ausgabe mit Wz. Rauten. Des weiteren hat es ca. 1907 ein etwas verändertes Klischee der 10 Pfg. Marke (Mi-Nr. 86I) gegeben, bei der der Fuß der rechten „1“ nicht mehr an der Zierlinie anstößt. Daraus kann man schlussfolgern, dass alle HAN bei der die „1“ noch anstößt, von den alten Klischees und damit vor 1907 gedruckt wurden. Und noch eine Hilfe: ca. 1906 ist in einer philatelistischen Fachzeitung eine Liste der bekannten HAN abgedruckt worden. Mit dieser Liste kann man die dort aufgeführten HAN mit hoher Sicherheit vor 1906 datieren.
Kurz etwas zu den angekündigten Ausnahmen. Der seit 1905
erfolgte Einsatz von Papier mit Wz. Rauten war für die Druckerei ein zusätzliches Schutzmittel gegen Fälscher. Diese Umstellung war
ein fließender übergang und hing von der anfänglich unkontinuierlichen Verfügbarkeit, von dem zeitlich stark unterschiedlichen
Bedarf der verschiedenen Wertzeichen und auch von der Art der Papierbevorratung im Lager ab. Deswegen gibt es für die Marken mit Wz. Rauten
auch keinen Ausgabetag sondern nur durch Stempel belegbare Frühverwendungen. Es ist nun durchaus denkbar, dass z.B. in 1905 die HAN H1019 der
Mi-Nr. 85I also auf Wz. Rauten gedruckt wurde und eine Woche später aus dem Papierlager eine Rolle mit Papier o.Wz. zum Druck
der HAN H1024 der Mi-Nr. 69 geholt wurde. Somit kann eine Marke ohne Wz. durchaus zeitlich nach einer Marke mit Wz. Rauten gedruckt sein. Ein
weiterer Punkt kann einem auffallen, wenn man sich die HAN nach bestimmten Kriterien ansieht. Es gibt bisher 7 bekannte HAN, die sowohl auf der
entsprechenden Wertstufe der Ausgabe o. Wz. wie auch auf der Ausgabe mit Wz. Rauten auftauchen (z.B. H2489 bei der 10 Pfg-Wertstufe). Solch eine
hohe Häufung von gleichen HAN auf „unterschiedlichen“ Marken tritt nie wieder auf. Das genau die gleiche Auftragsnummer
zufällig in einem späteren Jahr wieder für die gleiche Wertstufe vergeben wird, kann theoretisch vorkommen, ist aber bei einer
Gesamtzahl von ca. 6000 Druckaufträgen pro Jahr doch eher unwahrscheinlich. Eine plausiblere Lösung ist, dass während des Druckes
auf der einen Papiersorte (z.B. o.Wz.), das Papier vor Fertigstellung des Druckauftrages zu Ende ging und dann aus dem Lager Papier der anderen
Papiersorte (jetzt mit Wz.) zur Verwendung kam. Somit wurde der Druck einer HAN auf zwei Papierarten durchgeführt und wir haben heute diese
HAN auf zwei unterschiedlichen Marken. In Abb. 8 ist oben die Mi-Nr. 86Ia und unten die Mi-Nr. 71 mit der gleichen HAN zu sehen. Sehr
wahrscheinlich stammen diese auch von der gleichen Form, da bei beiden der Bogen oben an der „9“ offen ist.
Zu dieser Zeit setzte sich auch etwas Ordnung bei den HAN durch. Diese waren jetzt bis auf wenige Ausnahmen auf den Seitenrändern in etwa
in der Bogenmitte; linker Seitenrand auf dem linken Schalterbogen und rechter Seitenrand auf dem rechten Schalterbogen. Dabei waren die HAN
links nach oben und rechts nach unten laufend, d.h. die HAN war immer von der Bogenmitte richtig zu lesen.
Anfänglich mit dem Ende des Geschäftsjahres 1908 und dann kontinuierlich ab 1909 wurde eine ganz entscheidende Veränderung an der HAN vorgenommen ihr wurden durch einen Punkt getrennt die letzten beiden Ziffern des Geschäftsjahres nachgestellt (Abb. 9). Ab jetzt war es möglich, eine eindeutige chronologische Abfolge der Druckaufträge zu erstellen. Dabei muss man aber bedenken, dass die hohen Nummern meist aus dem kalendarischen Folgejahr stammen. Wie bei den vorherigen Ausgaben waren die HAN der einfarbigen Werte in der Markenfarbe, aber erstmalig sind auf den Bögen der zweifarbigen Werte die HAN in beiden Druckfarben (Abb. 10).
Dem zunehmenden Wunsch der Postkunden nach einer Möglichkeit, Briefmarken in kleiner Stückzahl geschützt aufzubewahren oder auch unterwegs verfügbar zu haben, kam man ab ca. 1910 nach einer längeren Versuchsphase mit der Verausgabung von Markenheftchen nach. Diese Markenheftchen wurden auch in der Reichsdruckerei hergestellt und durchliefen damit ebenfalls den gesamten Ablauf wie die anderen Erzeugnisse. Zur Herstellung der Markenheftchenbogen (MHB) sind andere Klischeezusammenstellungen beim Drucken als bei den Schalterbogen notwendig. Dabei waren immer einige Felder notwendig, die nicht mit Wertzeichen bedruckt waren. Auf diese Felder wurden dann teilweise die HAN für diesen Druckauftrag gedruckt. Da der Platz aber auf diesen Feldern begrenzt war (es befanden sich meist noch ein oder zwei Strichelleisten auf diesen Feldern), wurden für diese HAN kleinere Typen verwendet (Abb. 11). Die Lage über oder unter der Strichelleiste und der Abstand zum Markenbild waren nicht einheitlich. Da es leider von den ersten Ausgaben keine MHB gibt, ist eine Aussage darüber nicht möglich, wie viele HAN auf einem solchen Bogen waren. Das auch diese Anzahl unterschiedlich war, ist besonders an der Mi-Nr. 141 mit der HAN H7592.20 zu sehen. Dort waren auf einem MHB 30 HAN angebracht, wobei die anderen Wertstufen meist nur eine HAN auf dem MHB hatten. Aus diesem Grund kann man diese HAN auch sehr oft in Angeboten sehen.
In den letzten Jahren des Friedensdruckes erscheint im Zusammenhang mit der HAN ein weiteres Kennzeichen, welches in seiner Bedeutung bis heute ungeklärt ist. In Abb. 12 kann man die HAN und die FN 5 und eine zusätzliche Ziffer (in diesem Fall eine außerdem kopfstehende „1“) in Flucht mit der HAN sehen. Die Bedeutung dieser zusätzlichen Ziffer konnte bisher noch in keinen plausiblen Zusammenhang mit der HAN gebracht werden. Mir sind bis heute 21 HAN mit solch einer Ziffer bekannt, wobei diese sich zwischen „1“ und „5“ bewegen. Schaut man sich die Verteilung an, dann fällt die Mehrheit auf die „1“, die zehn mal vorkommt (vier mal „2“, zwei mal „3“, drei mal „4“ und zwei mal „5“). Für bestehende Erklärungsversuche ist auch noch das Auftreten in Abhängigkeit zur FN interessant. Von 28 FN (diese zusätzliche Ziffer tritt bei gleicher HAN auch auf verschiedenen Formen auf) befinden sich auf zwölf FN die „1“ und auf sieben FN die „5“. Die restlichen neun Ziffern „2“, „3“ und „4“ fallen auf 6 verschiedene FN. Die früheste mir bekannte ist auf HAN H 3205.12 und die späteste auf H 4607.17. Leider helfen diese Daten nicht unbedingt, um eine plausible Erklärung zu geben. Zwei Theorien sollen hier kurz angerissen werden. Die eine sagt, das sind Nummerierungen der Druckplatte (im Gegensatz zur Druckform bestand die Druckplatte aus mehreren Druckformen). Dagegen spricht: Wozu benötigte man solch eine Nummerierung? Es wurde keine komplette Druckplatte auf oder von der Druckmaschine bewegt. Ein Durchnummerieren für die Lagerung kam damit nicht in Frage. Und wenn doch, warum ist bisher keine HAN mit wenigstens zwei verschiedenen dieser Nummern bekannt? Die zweite Theorie geht davon aus, dass das Ministerium am Anfang des Geschäftsjahres Aufträge zur Absicherung des Jahresgrundbedarfes der häufigsten Wertstufen erteilte. Dieser Auftrag wurde in der Druckerei unter der HAN erfasst, aber in Teilaufträge über das Jahr verteilt. Diese Teilaufträge wurden dann zusätzlich nummeriert. Für Abb. 12 würde das die erste Teilauflage aus dem Auftrag 1151 vom Jahr 1916 bedeuten. Aber auch hier spricht dagegen, dass es bisher immer nur eine solche Zahl je HAN gibt. Und es sollten dann ja wohl mehrere Teilaufträge gedruckt worden sein. Für beide Theorien stellt sich außerdem die Frage, warum ist diese zusätzliche Kennzeichnung nur innerhalb dieser relativ kurzen Zeit erfolgt? Hier gibt es noch einiges zu erforschen und an dieser Stelle möchte ich Sie noch einmal bitten, entsprechende Informationen und Meldungen mir zukommen zu lassen. Nur aus vielen Puzzlesteinen wird ein Gesamtbild entstehen können.
Die Stellung der HAN war in der Zeit der Friedensdrucke ziemlich einheitlich. Sie befinden sich bis auf wenige Ausnahmen in der Mitte des Bogens, bei linken Bögen auf dem linken und bei rechten Bögen auf dem rechten Seitenrand. Dabei ist die HAN normalerweise immer so angebracht, dass sie von der Mitte des Bogens aus zu lesen ist, d.h. die HAN auf dem linken Rand läuft von unten nach oben und die auf dem rechten Rand von oben nach unten. Interessant dabei ist aber, dass schon seit langer Zeit am Unterrand unter Feld 95 und 96 die Strichelleiste unterbrochen wurde, um dort einen einheitlichen Platz auf allen Bögen für die HAN zu schaffen. Nur hat sich in der Druckerei anscheinend kaum jemand daran gehalten.
Die dem Sammler bekannten Kriterien, die den Kriegsdruck kennzeichnen, hatten keine Auswirkungen auf die HAN. Weder Papier, Farbe, Zähnung noch die Druckausführung beeinflussten das Aussehen der HAN. So setzen sich die Kennzeichen der Auftragsnummern des Friedensdruckes in dieser Zeit fort. Alle dort angeführten Punkte zu Stellung, Lage, Farbe und auch zu der zusätzlichen Zahl treffen auch für den Kriegsdruck zu. Die HAN befinden sich weiterhin auf den Seitenrändern, wobei weniger Sorgfalt auf die „Laufrichtung“ gelegt wird. Es kommen jetzt immer wieder HAN vor, die, von der Mitte des Bogens aus gesehen, auf Kopf stehen. Erst bei den Ausgaben der Portoerhöhung ab 1916 kommen die HAN etwas öfter am Unterrand vor, aber immer noch nicht auf den vorgesehenen Feldern 95/96, wie in Abb. 13 zu sehen ist.
Mit der letzten großen Ausgabe, der Farbänderung von 1920, wurde ziemlich konsequent Feld 95/96 als Platz der HAN umgesetzt. Bis auf einige Ausnahmen, bei denen sich die HAN an anderen Unterrandplätzen oder auch noch am Seitenrand befinden, sind die HAN wie in Abb. 14. Die dort unter der HAN befindliche „2“ ist die Formnummer dieses Schalterbogens. Eine sehr markante Ausnahme soll hier aber auch erwähnt sein. Die 40 Pfg. (Mi.-Nr. 145) hat vier verschiedene HAN, die sich senkrecht in der linken unteren Ecke befinden.
Wenn auch jetzt der Platz der HAN als feststehend betrachtet werden kann, sieht man in Abb. 15, dass die HAN in Bezug auf die großen Reihenzahlen trotzdem an unterschiedlichen Plätzen steht. Die rechte HAN der Mi.-Nr. 143 steht mit den Reihenzahlen auf einer Höhe, die linke dagegen steht horizontal gesehen in der Mitte der Reihenzahlen. Durch diese spezifischen Kennzeichen auch die signifikante Strichelleiste ist dann ein typisches Merkmal kann man eine HAN dann einem entsprechenden Bogen zuordnen. Wenn durch einen kompletten Bogen erst einmal die Formnummer bekannt ist, kann man eine Art „Atlas“ der HAN erstellen, mithilfe dem man eine HAN (normalerweise bekommt man eine HAN als Markendoppelstück mit dem anhängenden Rand) dann dem Bogen zuordnen kann. Die bessere Lösung bleibt aber in jedem Fall der originale Schalterbogen.
Bei den zweifarbigen Markwerten dieser Ausgabe befinden sich wieder zwei HAN auf dem Bogen. Die HAN in Rahmenfarbe ist am Unterrand auf Feld 95/96 und zusätzlich ist die HAN in Farbe des Mittelstückes am Seitenrand aufgedruckt.
Abschließend soll noch auf einige Besonderheiten bei den HAN hingewiesen werden. Da die HAN aus einzelnen Typen bestanden, kam es auch selten vor, dass davon einige herausfielen. So gibt es von der Mi.-Nr. 69 die „H 233“ und auch die „233“ (ohne „H“, aber bisher unbestätigt). Wenn es die „233“ wirklich gibt, kann es durchaus sein, dass es ursprünglich die „H 233“ war, bei der das „H“ herausfiel. Das bekannteste Beispiel für solch eine verstümmelte HAN ist die „H 6905.“ der Mi.-Nr. 140, bei der die Jahreszahl „20“ auf einem Bogen bei einer Teilauflage fehlt (Abb. 16).
Als ich vor vielen Jahren begann, detaillierte Aufzeichnungen über die einzelnen HAN zu machen, habe ich auch immer versucht, eine Zuordnung zu der entsprechenden Form zu erhalten. So erfasse ich, ob die Formnummer auf dem linken oder rechten Rand steht, denn mehr kann man bei einzelnen Stücken meist nicht ersehen. Da aber die FN im Normalfall immer auf den Außenrändern eines Druckbogens gedruckt wurden, kann man dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Festlegung auf rechten oder linken Schalterbogen treffen. Meine überraschung war groß, als ich die zwei nebenstehenden HAN (Abb. 17) bekam sie liegen beide im Bogen vor. Mal davon abgesehen, dass die rechte HAN oben beschädigt ist, kann man deutlich die unterschiedliche Stellung der FN erkennen. Bei der linken befindet sie sich in Laufrichtung der HAN über der HAN und bei der rechten steht die FN senkrecht unter der HAN. Es muss hier also während des Druckens des Auftrages zu einer Veränderung der Druckplatte gekommen sein. Für mich ergab sich die Erkenntnis, dass man auch als Bogensammler die Augen offen halten muss und dass es eben manchmal nicht reicht, einen Bogen nur mit Angabe der HAN und FN zu beschreiben.
An der Abb. 17 lässt sich auch gleich noch eine weitere Besonderheit dokumentieren. Der aufmerksame Beobachter wird feststellen, dass sich die HAN in einem zusätzlichen Merkmal unterscheidet. Bisher sind beginnend mit den Kriegsdruckmarken immer mal wieder einzelne HAN bekannt, bei der die Jahreszahl nicht wie üblich durch einen „•“: (Malpunkt) sondern durch „.“ (Satzpunkt) von der Auftragsnummer getrennt ist. Da die Druckerei darauf mit großer Sicherheit keinen Wert gelegt hat, wird man einfach einen Punkt genommen haben. Nach meiner Beobachtung treten die tief stehenden Punkte seltener auf.
An dieser Stelle sei
noch auf die Vielzahl der HAN hingewiesen, die durch überdrucken der Germaniamarken in den Auslandsposten, Besetzungen I. WK und den
Abstimmungsgebieten erschienen sind. Nebenstehende Abb.18 zeigt die letzte HAN auf einer Germaniamarke.
Es würde mich freuen, wenn Ihnen diese Ausführungen gefallen haben. über Unterstützung bei der Erfassung dieser HAN durch Bilder,
Belegstücke und weitergehende Informationen bedanke ich mich im Voraus.
Arne Karusseit
arkar@gmx.de